Wasser zurück in die Landschaft: Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftArtikelForschungPeer-Review

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Titel in ÜbersetzungBringing water back into the landscape: An early warning system for protected habitats under climate change
OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)18-27
Seitenumfang10
FachzeitschriftNaturschutz und Landschaftsplanung
Jahrgang2023
Ausgabenummer08
Frühes Online-Datum28 Juli 2023
PublikationsstatusElektronisch veröffentlicht (E-Pub) - 28 Juli 2023

Abstract

Der Klimawandel ist bereits greifbare Realität und hat starken Einfluss auf Ökosysteme – auch in Deutschland. Hier trifft er auf eine Landschaft, die seit Jahrzehnten entwässert wurde. Soll die Biodiversität nicht weiter gefährdet werden, müssen wir bereits jetzt Erhaltungsmaßnahmen ergreifen. Im Falle von Lebensräumen mit strengen Naturschutzauflagen, wie den FFH-Lebensraumtypen (LRT), ist auch der rechtliche Handlungsdruck in dieser Hinsicht besonders groß. Um über Maßnahmen und deren Zeitpunkt zu entscheiden, bedarf es der Projektion absehbarer zukünftiger Entwicklungen unter Klimawandelbedingungen. Am Beispiel feuchter Grünland-LRT in der Stadtgemeinde Bremen wird gezeigt, wie Vorhersagen zu Veränderungen der Artenzusammensetzungen im Klimawandel und damit zur Dringlichkeit von Maßnahmen getroffen werden können. Dieses geschieht auf der Grundlage einer in Deutschland üblichen Datenbasis. Die für die Praxisanwendung entwickelte Methode modelliert die zukünftige Bodenfeuchte auf der Basis von Bodendaten und Klimawandelszenarien und koppelt das Ergebnis mit den ökologischen Feuchteansprüchen der LRT-typischen Pflanzenarten (nach Ellenberg). Die Ergebnisse für Bremen zeigen, dass vor allem für den prioritären LRT Binnenland-Salzstellen (1340*) Verschlechterungen zu erwarten sind, während magere Flachland-Mähwiesen (6510) von der künftigen sommerlichen Trockenheit voraussichtlich profitieren. Die Güte des entwickelten Vorhersagemodells wurde durch Abgleich mit erfassten Daten getestet. Die Ergebnisse weisen zwangsläufig Unsicherheiten auf, sind jedoch ausreichend genau, um unter Praxisbedingungen über dringliche und vorsorgende Naturschutzmaßnahmen zu entscheiden und LRTs als Nukleus einer Wasserrückhalte- und Wasserverteilungsstrategie in der Landschaft zu entwickeln.

Zitieren

Wasser zurück in die Landschaft: Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens. / Vollheyde, Anna-Lena; Wenzel, Tim; von Haaren, Christina.
in: Naturschutz und Landschaftsplanung, Jahrgang 2023, Nr. 08, 28.07.2023, S. 18-27.

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftArtikelForschungPeer-Review

Vollheyde, A-L., Wenzel, T., & von Haaren, C. (2023). Wasser zurück in die Landschaft: Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens. Naturschutz und Landschaftsplanung, 2023(08), 18-27. Vorabveröffentlichung online. https://doi.org/10.1399/NuL.2023.08.01
Vollheyde A-L, Wenzel T, von Haaren C. Wasser zurück in die Landschaft: Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens. Naturschutz und Landschaftsplanung. 2023 Jul 28;2023(08):18-27. Epub 2023 Jul 28. doi: 10.1399/NuL.2023.08.01
Vollheyde, Anna-Lena ; Wenzel, Tim ; von Haaren, Christina. / Wasser zurück in die Landschaft : Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens. in: Naturschutz und Landschaftsplanung. 2023 ; Jahrgang 2023, Nr. 08. S. 18-27.
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TY - JOUR

T1 - Wasser zurück in die Landschaft

T2 - Ein Frühwarnsystem für FFH-Lebensräume im Klimawandel am Beispiel Bremens

AU - Vollheyde, Anna-Lena

AU - Wenzel, Tim

AU - von Haaren, Christina

PY - 2023/7/28

Y1 - 2023/7/28

N2 - Der Klimawandel ist bereits greifbare Realität und hat starken Einfluss auf Ökosysteme – auch in Deutschland. Hier trifft er auf eine Landschaft, die seit Jahrzehnten entwässert wurde. Soll die Biodiversität nicht weiter gefährdet werden, müssen wir bereits jetzt Erhaltungsmaßnahmen ergreifen. Im Falle von Lebensräumen mit strengen Naturschutzauflagen, wie den FFH-Lebensraumtypen (LRT), ist auch der rechtliche Handlungsdruck in dieser Hinsicht besonders groß. Um über Maßnahmen und deren Zeitpunkt zu entscheiden, bedarf es der Projektion absehbarer zukünftiger Entwicklungen unter Klimawandelbedingungen. Am Beispiel feuchter Grünland-LRT in der Stadtgemeinde Bremen wird gezeigt, wie Vorhersagen zu Veränderungen der Artenzusammensetzungen im Klimawandel und damit zur Dringlichkeit von Maßnahmen getroffen werden können. Dieses geschieht auf der Grundlage einer in Deutschland üblichen Datenbasis. Die für die Praxisanwendung entwickelte Methode modelliert die zukünftige Bodenfeuchte auf der Basis von Bodendaten und Klimawandelszenarien und koppelt das Ergebnis mit den ökologischen Feuchteansprüchen der LRT-typischen Pflanzenarten (nach Ellenberg). Die Ergebnisse für Bremen zeigen, dass vor allem für den prioritären LRT Binnenland-Salzstellen (1340*) Verschlechterungen zu erwarten sind, während magere Flachland-Mähwiesen (6510) von der künftigen sommerlichen Trockenheit voraussichtlich profitieren. Die Güte des entwickelten Vorhersagemodells wurde durch Abgleich mit erfassten Daten getestet. Die Ergebnisse weisen zwangsläufig Unsicherheiten auf, sind jedoch ausreichend genau, um unter Praxisbedingungen über dringliche und vorsorgende Naturschutzmaßnahmen zu entscheiden und LRTs als Nukleus einer Wasserrückhalte- und Wasserverteilungsstrategie in der Landschaft zu entwickeln.

AB - Der Klimawandel ist bereits greifbare Realität und hat starken Einfluss auf Ökosysteme – auch in Deutschland. Hier trifft er auf eine Landschaft, die seit Jahrzehnten entwässert wurde. Soll die Biodiversität nicht weiter gefährdet werden, müssen wir bereits jetzt Erhaltungsmaßnahmen ergreifen. Im Falle von Lebensräumen mit strengen Naturschutzauflagen, wie den FFH-Lebensraumtypen (LRT), ist auch der rechtliche Handlungsdruck in dieser Hinsicht besonders groß. Um über Maßnahmen und deren Zeitpunkt zu entscheiden, bedarf es der Projektion absehbarer zukünftiger Entwicklungen unter Klimawandelbedingungen. Am Beispiel feuchter Grünland-LRT in der Stadtgemeinde Bremen wird gezeigt, wie Vorhersagen zu Veränderungen der Artenzusammensetzungen im Klimawandel und damit zur Dringlichkeit von Maßnahmen getroffen werden können. Dieses geschieht auf der Grundlage einer in Deutschland üblichen Datenbasis. Die für die Praxisanwendung entwickelte Methode modelliert die zukünftige Bodenfeuchte auf der Basis von Bodendaten und Klimawandelszenarien und koppelt das Ergebnis mit den ökologischen Feuchteansprüchen der LRT-typischen Pflanzenarten (nach Ellenberg). Die Ergebnisse für Bremen zeigen, dass vor allem für den prioritären LRT Binnenland-Salzstellen (1340*) Verschlechterungen zu erwarten sind, während magere Flachland-Mähwiesen (6510) von der künftigen sommerlichen Trockenheit voraussichtlich profitieren. Die Güte des entwickelten Vorhersagemodells wurde durch Abgleich mit erfassten Daten getestet. Die Ergebnisse weisen zwangsläufig Unsicherheiten auf, sind jedoch ausreichend genau, um unter Praxisbedingungen über dringliche und vorsorgende Naturschutzmaßnahmen zu entscheiden und LRTs als Nukleus einer Wasserrückhalte- und Wasserverteilungsstrategie in der Landschaft zu entwickeln.

UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=85166620457&partnerID=8YFLogxK

U2 - 10.1399/NuL.2023.08.01

DO - 10.1399/NuL.2023.08.01

M3 - Artikel

VL - 2023

SP - 18

EP - 27

JO - Naturschutz und Landschaftsplanung

JF - Naturschutz und Landschaftsplanung

SN - 0940-6808

IS - 08

ER -

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