Details
Originalsprache | Deutsch |
---|---|
Seiten (von - bis) | 115-130 |
Fachzeitschrift | Vogelwarte |
Jahrgang | 63 |
Ausgabenummer | 2 |
Publikationsstatus | Elektronisch veröffentlicht (E-Pub) - 1 Juli 2025 |
Abstract
Schlagwörter
- Avifauna, Brutvögel, Biodiversität, Feuchtgebiete, Renaturierung
Zitieren
- Standard
- Harvard
- Apa
- Vancouver
- BibTex
- RIS
in: Vogelwarte, Jahrgang 63, Nr. 2, 01.07.2025, S. 115-130.
Publikation: Beitrag in Fachzeitschrift › Artikel › Forschung › Peer-Review
}
TY - JOUR
T1 - Einfluss verschiedener Habitat- und Landschaftsparameter auf röhrichtbrütende Singvögel in ausgewählten Schilfröhrichten Niedersachsens
AU - Zitzmann, Felix
AU - Budig, Sören Nikolaus
PY - 2025/7/1
Y1 - 2025/7/1
N2 - Schilfröhrichte sind wichtige Brut-, Rast- und Nahrungshabitate für Vögel und von hohem Wert für den Artenschutz. In der Vergangenheit wurden Röhrichte stark dezimiert und die noch vorhandenen Flächen sind heute vielfältigen Beeinträchtigungen ausgesetzt. Umso wichtiger ist es daher, dass Röhrichte nicht nur vor einer weiteren Zerstörung bewahrt werden, sondern auch eine möglichst hohe Lebensraumqualität aufweisen. Ziel dieser Untersuchung war es daher am Beispiel ausgewählter Schilfröhrichte in Niedersachsen zu analysieren, welche Bedeutung Röhrichtbestände mit unterschiedlichen Eigenschaften als Lebensraum für röhrichtbrütende Singvögel aufweisen und inwiefern die Landnutzung und Lebensraumausstattung in deren Umgebung Einfluss auf ihre Nutzung durch Röhrichtbrüter nimmt. Aus den Ergebnissen wurden Empfehlungen für den Schutz, die Pflege und die Neuanlage von Schilfröhrichten abgeleitet. Die Erfassungen erfolgten in 24 Schilfröhrichten in den Landkreisen Cuxhaven, Wesermarsch und der Region Hannover. Innerhalb dieser wurden insgesamt 39 Teilflächen einheitlicher Größe („Bestände“) ausgewählt und mit einer Kombination aus Punkt-Stopp-Kartierung und Brutvogelrevierkartierung untersucht, wobei ausschließlich Singvögel betrachtet wurden. Zudem wurden diverse Habitateigenschaften innerhalb der Bestände sowie Landschaftsparameter (Flächenanteile verschiedener Landnutzungen und Lebensräume) in deren Umfeld erhoben und hinsichtlich ihres Einflusses auf die nachgewiesenen Brutvögel analysiert. Insgesamt wurden 17 Singvogelarten mit 194 Revieren erfasst, darunter sechs Röhrichtbrüter mit 152 Revieren (78% aller Reviere). Teichrohrsänger und Rohrammer waren in fast allen Beständen vertreten. Blaukehlchen und Schilfrohrsänger kamen in 30–40% der Bestände vor, fehlten in der Region Hannover jedoch komplett. Bartmeise und Rohrschwirl wurden nur selten erfasst. Röhrichtbestände in Cuxhaven und Wesermarsch wiesen signifikant höhere Anzahlen von Röhrichtbrütern auf als in der Region Hannover. Einen positiven Einfluss auf die Gruppe der Röhrichtbrüter (sechs Arten) hatten innerhalb der Bestände hohe Anteile an Altschilf sowie nicht schilfdominierter Gras- und Krautvegetation; negativ wirkten sich hingegen höhere Anteile an Gehölzen sowie offener Wasserflächen aus. Im Umfeld der Bestände hatten u.a. hohe Altschilfanteile einen positiven Einfluss auf Röhrichtbrüter; negativ wirkten sich hingegen u.a. höhere Flächenanteile von Gehölzlebensräumen aus. Die wichtigsten sich hieraus ergebenden Hinweise für den Schutz und die Förderung röhrichtbrütender Singvögel sind, dass eine zunehmende Verbuschung von Röhrichten mit einer abnehmenden Habitatqualität einhergeht und daher Maßnahmen erforderlich sind, um dieser entgegenzuwirken. Gleichzeitig sind hohe Anteile an Altschilf und nicht schilfdominierter Gras- und Krautvegetation in Röhrichten von hoher Bedeutung, was verdeutlicht, dass Maßnahmen wie eine Pflegemahd keinesfalls zu häufig oder großflächig erfolgen dürfen, um entsprechende Strukturen in hohen Anteilen vorzuhalten. Der negative Effekt höherer Gehölzanteile im direkten Umfeld der untersuchten Schilfbestände zeigt zudem, dass Röhrichte v.a. im Kontext offener Landschaften bedeutsam sind und bei deren Neuanlage eine direkte Nähe zu großflächigen Gehölzlebensräumen gemieden werden sollte.
AB - Schilfröhrichte sind wichtige Brut-, Rast- und Nahrungshabitate für Vögel und von hohem Wert für den Artenschutz. In der Vergangenheit wurden Röhrichte stark dezimiert und die noch vorhandenen Flächen sind heute vielfältigen Beeinträchtigungen ausgesetzt. Umso wichtiger ist es daher, dass Röhrichte nicht nur vor einer weiteren Zerstörung bewahrt werden, sondern auch eine möglichst hohe Lebensraumqualität aufweisen. Ziel dieser Untersuchung war es daher am Beispiel ausgewählter Schilfröhrichte in Niedersachsen zu analysieren, welche Bedeutung Röhrichtbestände mit unterschiedlichen Eigenschaften als Lebensraum für röhrichtbrütende Singvögel aufweisen und inwiefern die Landnutzung und Lebensraumausstattung in deren Umgebung Einfluss auf ihre Nutzung durch Röhrichtbrüter nimmt. Aus den Ergebnissen wurden Empfehlungen für den Schutz, die Pflege und die Neuanlage von Schilfröhrichten abgeleitet. Die Erfassungen erfolgten in 24 Schilfröhrichten in den Landkreisen Cuxhaven, Wesermarsch und der Region Hannover. Innerhalb dieser wurden insgesamt 39 Teilflächen einheitlicher Größe („Bestände“) ausgewählt und mit einer Kombination aus Punkt-Stopp-Kartierung und Brutvogelrevierkartierung untersucht, wobei ausschließlich Singvögel betrachtet wurden. Zudem wurden diverse Habitateigenschaften innerhalb der Bestände sowie Landschaftsparameter (Flächenanteile verschiedener Landnutzungen und Lebensräume) in deren Umfeld erhoben und hinsichtlich ihres Einflusses auf die nachgewiesenen Brutvögel analysiert. Insgesamt wurden 17 Singvogelarten mit 194 Revieren erfasst, darunter sechs Röhrichtbrüter mit 152 Revieren (78% aller Reviere). Teichrohrsänger und Rohrammer waren in fast allen Beständen vertreten. Blaukehlchen und Schilfrohrsänger kamen in 30–40% der Bestände vor, fehlten in der Region Hannover jedoch komplett. Bartmeise und Rohrschwirl wurden nur selten erfasst. Röhrichtbestände in Cuxhaven und Wesermarsch wiesen signifikant höhere Anzahlen von Röhrichtbrütern auf als in der Region Hannover. Einen positiven Einfluss auf die Gruppe der Röhrichtbrüter (sechs Arten) hatten innerhalb der Bestände hohe Anteile an Altschilf sowie nicht schilfdominierter Gras- und Krautvegetation; negativ wirkten sich hingegen höhere Anteile an Gehölzen sowie offener Wasserflächen aus. Im Umfeld der Bestände hatten u.a. hohe Altschilfanteile einen positiven Einfluss auf Röhrichtbrüter; negativ wirkten sich hingegen u.a. höhere Flächenanteile von Gehölzlebensräumen aus. Die wichtigsten sich hieraus ergebenden Hinweise für den Schutz und die Förderung röhrichtbrütender Singvögel sind, dass eine zunehmende Verbuschung von Röhrichten mit einer abnehmenden Habitatqualität einhergeht und daher Maßnahmen erforderlich sind, um dieser entgegenzuwirken. Gleichzeitig sind hohe Anteile an Altschilf und nicht schilfdominierter Gras- und Krautvegetation in Röhrichten von hoher Bedeutung, was verdeutlicht, dass Maßnahmen wie eine Pflegemahd keinesfalls zu häufig oder großflächig erfolgen dürfen, um entsprechende Strukturen in hohen Anteilen vorzuhalten. Der negative Effekt höherer Gehölzanteile im direkten Umfeld der untersuchten Schilfbestände zeigt zudem, dass Röhrichte v.a. im Kontext offener Landschaften bedeutsam sind und bei deren Neuanlage eine direkte Nähe zu großflächigen Gehölzlebensräumen gemieden werden sollte.
KW - Avifauna
KW - Brutvögel
KW - Biodiversität
KW - Feuchtgebiete
KW - Renaturierung
UR - http://www.do-g.de/index.php?id=169
M3 - Artikel
VL - 63
SP - 115
EP - 130
JO - Vogelwarte
JF - Vogelwarte
IS - 2
ER -